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Erzieherinnen und Erzieher gestalten Zukunft: Lisa Gnadl und Nina Heidt-Sommer an Gießener Aliceschule

Im Rahmen ihrer Sommertour „Zukunft der Ausbildung“ besuchten die hessischen SPD-Landtagsabgeordneten Lisa Gnadl und Nina Heidt-Sommer auch die Gießener Aliceschule, eine Berufliche Schule, die Menschen in den Berufsfeldern Ernährung und Hauswirtschaft, Sozialwesen und Körperpflege qualifiziert. Im Gespräch mit dem stellvertretenden Schulleiter StD Carsten Böhmer und dem Abteilungsleiter der Fachschule für Sozialwesen StD Joachim Hofmann diskutierten die beiden Landtagsabgeordneten die Herausforderungen der letzten Corona-Jahre auf den Schulbetrieb und die hessenweit anstehenden Veränderungen im Bereich der Beruflichen Schulen.

„Nach den Ergebnissen des ‚Schulbarometers‘ der Robert-Bosch-Stiftung sind 95 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer unangemessen belastet, und zwar quer durch alle Schulformen. Mehr als 70 Prozent aller Lehrkräfte glaubten, dass sie derzeit trotz aller Bemühungen ihren Schülerinnen und Schülern nicht die erforderliche Unterstützung beim Lernen geben könnten. „Das sind alarmierende Zahlen, denen wir für Hessen auf den Grund gehen müssen. Denn gute Bildung kann es nur geben, wenn die Arbeitsbedingungen im Bildungssystem so sind, dass alle Beteiligten vor Überlastung geschützt werden“, erklärt die Sprecherin für Berufsschulen der SPD-Landtagsfraktion Nina Heidt-Sommer. Im Hessischen Landtag hat die Gießenerin nun eine umfassende Antragsreihe eingebracht, um die Bedingungen für alle zu verbessern, die an Schulen beschäftigt sind. Vor ihrem Mandat unterrichtete sie als Lehrerin an der Ganztagsgrundschule Gießen- West, 2021 wurde sie auf der GEW-Landesdelegiertenversammlung als Teamvorsitzende des Referats Schule und Bildung in den geschäftsführenden Landesvorstand der GEW gewählt.

„Schule in Deutschland wurde lange anders gedacht. Das hat man während der Corona-Pandemie gemerkt, wodurch es neue Probleme gab“, erklärt Abteilungsleiter Joachim Hofmann. „Während der Pandemie waren 45% der Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht, 55% im Homeoffice. Da es kein WLAN an der Schule gab, die Lehrkräfte aber fast die Hälfte ihrer Stunden in der Schule unterrichten mussten, mussten sie häufig gehetzt zwischen der Schule und dem Heim-WLAN wechseln. Wir sind froh, dass die Stadt Gießen das angeht und die Bibliothek zum digitalen Lernraum weiterentwickelt, Kreidetafeln durch digitale Tafeln ersetzt und unser Pavillon erneuert werden“, ergänzt Carsten Böhmer die Hintergründe der schulischen Arbeit während der Pandemie.

Neben den Veränderungen an der Gießener Schule diskutierten die Gesprächsteilnehmenden die Weiterentwicklung des Berufs eines/r Erzieher/in, die vorhergehende Ausbildung und Vor- und Nachteile an den Modellen einer Vollzeit-, Teilzeit- oder praxisintegrierten, vergüteten Ausbildung. Der Abteilungsleiter der Aliceschule für die Fachschule Erziehung Joachim Hofmann äußerte den Wunsch, alle drei Modelle beizubehalten: „Wir brauchen alle drei Möglichkeiten. Es gibt hier nicht die eine Option, die sich für alle Menschen und ihre persönlichen Gegebenheiten gleichermaßen gut eignet. Bekannte Baustellen in der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung sind die Besoldung, die Zeit zur Anrechnung, die Auslastung in der Kita und die Aufteilung zwischen Teilzeit und Vollzeit. Das alles ist so abschreckend, dass es wenig Vollzeitpersonal gibt. Hier muss gehandelt werden und an diesen Stellschrauben gedreht werden“, erklärt er weiter.

„Die sozialpädagogische Arbeitswelt ist anspruchsvoller und komplexer geworden. Der Einstieg ist am Anfang häufig ein Abtasten von beruflichen Möglichkeiten und langfristige Anstellungen sind selten. Häufig wird das Personal nicht gefunden“, gibt Lisa Gnadl einen Einblick aus den bisherigen Gesprächen als sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. „Arbeitszeit, Arbeitsintensität und Bezahlung, das sind die zentralen Stellschrauben, an denen wir in Hessen dringend im Sozialbereich drehen müssen. In den Schulen, den Kitas und Horten, den Krankenhäusern und bei den Beschäftigten in der Sozialen Arbeit“, ist sich auch die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Lisa Gnadl sicher. „Wenn sich daran nichts ändert, werden wir auch den Personalmangel nicht in den Griff kriegen. Deshalb machen wir uns mit unserer Landtagsfraktion für strukturelle Änderungen im Sozial- und Gesundheitswesen stark“, so Nina Heidt-Sommer und Lisa Gnadl abschließend.

»An zentralen Stellschrauben drehen«

- Gießener Anzeiger

Gießen (red). Die hessenweit anstehenden Veränderungen im Bereich der Beruflichen Schulen diskutierte die heimische SPD-Landtagsabgeordnete Nina Heidt-Sommer und ihre Kollegin Lisa Gnadl mit Vertretern der Schulleitung der Aliceschule in Gießen.