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Zukunft des Handwerks: Lisa Gnadl, Nina Heidt-Sommer und Astrid Eibelshäuser im Gespräch mit der Kreishandwerkerschaft Gießen

Im Rahmen ihrer Tour „Zukunft der Ausbildung“ besuchten die SPD-Landtagsabgeordneten Lisa Gnadl (Wetteraukreis) und Nina Heidt-Sommer (Gießen) gemeinsam mit der hauptamtlichen Stadträtin Gießens Astrid Eibelshäuser die Kreishandwerkerschaft Gießen. Im Gespräch mit dem Hauptgeschäftsführer Björn Hendrischke thematisierten sie die hessenweiten Entwicklungen im Bereich der Ausbildung, sowie Qualifizierung und Fachkräftemangel.

„Die Kreishandwerkerschaft bildet das Dach für alle 21 Handwerks-Innungen und vertritt die Interessen des regionalen Handwerks im Landkreis. Sie bietet den Betrieben in ihren Räumlichkeiten Dienstleistungen, Beratungen und Seminare, aber auch Meisterschulungen an“, erklärt Björn Hendrischke sein Aufgabenfeld. „Neben explodierenden Energiepreisen, der massiven Materialverteuerung und den bestehenden Lieferengpässen, sei nach wie vor der Fachkräftemangel die größte Herausforderung des regionalen Handwerks. 

„Obwohl sich die Ausbildungszahlen mittlerweile verbessert haben, sind sie nicht auf dem gleichen Stand wie vor Corona. Das müssen wir bei der Diskussion um die Weiterentwicklung der Ausbildungsstrukturen in Hessen immer im Hinterkopf behalten“, erläutert Nina Heidt-Sommer, die Sprecherin für Berufsschulen der SPD-Landtagsfraktion die aktuellen Entwicklungen in Hessen. „Eine gute Erreichbarkeit des Berufsschulstandortes und kurze Wege sind eine wichtige Voraussetzung für die Attraktivität eines Ausbildungsberufes. Statt Ausbildungsstandorte im Bereich der Berufsschulen zu reduzieren, sollten die Beruflichen Schulen mehr Spielräume für organisatorische und pädagogische Konzepte erhalten, um auch für kleine Lerngruppen ein qualitativ hochwertiges, dezentrales Angebot vorhalten zu können,“ ergänzt Astrid Eibelshäuser. 

Die Handwerkerschaft fordert eine Diskussion über ganzheitliche Ansätze und digitale Bildung in der Ausbildung. „Es kann nicht im Interesse des regionalen Handwerks sein, wenn der pädagogisch wichtige Praxisteil im Rahmen der zu vermittelnden Fachtheorie an der Berufsschule schwindet und die Praxisräume weiter abgebaut werden“, erklärt Björn Hendrischke entschieden. Hier bekräftigten die Sozialdemokratinnen den Geschäftsführer ausdrücklich. „Das Lernen orientiert an Lernfeldern, das handlungsorientiert ausgerichtet ist und die überholte Trennung von Theorie und Praxis überwindet, ist längst Realität in den Beruflichen Schulen. Dazu sind flexible Lernumgebungen mit gut ausgestatteten Laboren und Werkstätten notwendig“, erklärt Lisa Gnadl, die stellvertretende Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion.

„In der Einbindung digitaler Formate müssen wir einen gesunden Mix finden. Sie bieten viele Chancen, gerade für Menschen, die einen hohen Anteil an Eigenorganisation mitbringen. Bei anderen ist der persönliche Kontakt aber besonders relevant ist. Da geht es um die sogenannte „Ausbildungsfähigkeit“ der Auszubildenden, sie also durch persönliche Betreuung dazu zu bringen, auch Prüfungen zu bestehen und nach der Ausbildung vermittelbar zu sein“, erklärt Nina Heidt-Sommer. „Die Lehrkräfte werden durch die persönliche Bindung und Herangehensweise und durch ein hohes Maß an Einsatz zu „Ankern“ während der Ausbildung und der Prüfung“, führt Nina Heidt-Sommer weiter aus, die selbst bis Dezember 2021 als Lehrerin in Gießen gearbeitet hat.

Wichtig sei es nun die Bereiche Weiterbildung und Qualifizierung zu stärken und das Themenfeld Berufsorientierung auszuweiten. „Jahrelang wurde auf Seiten des Landes zu wenig in die Berufsorientiertung investiert. Gerade während Corona hat man gesehen, dass wir uns noch viel mehr Gedanken darüber machen müssen, wie wir Menschen fit machen können, die nicht direkt den Weg in die Ausbildung finden oder schaffen. Die Berufsorientierung muss gestärkt werden und zwar an allen allgemeinbildenden Schulen, auch am Gymnasium. Berufsorientierung sollte auch eine höhere Bedeutung in der gymnasialen Bildung erhalten, damit sich alle Schülerinnen und Schuler bewusst und informiert zwischen Ausbildung und Studium entscheiden können“, erklärt Lisa Gnadl.  Damit der Übergang aus Schule in die Ausbildung begleitet wird. Die Kreishandwerkerschaft Gießen macht das gemeinsam mit den Kollegen aus dem Lahn-Dill-Kreis mit mittlerweile 45 „Azubi-Guides“ und Berufsorientierungscoaches. Dieses Konzept ist beispielhaft in Hessen“, sind sich die drei Sozialdemokratinnen sicher. Dabei gehe es auch darum, den jungen Menschen einen Handwerksberuf als Möglichkeit für das eigene Leben aufzuzeigen und die dort enthaltenen Berufsfelder sichtbarer zu machen.

 „Unser klares Ziel ist es, möglichst alle Menschen zu qualifizieren. Kein junger Mensch darf zurückgelassen werden“, erklären Lisa Gnadl, Nina Heidt-Sommer und Astrid Eibelshäuser abschließend.

Auf dem Foto von rechts nach links: Lisa Gnadl, Björn Hendrischke, Nina Heidt-Sommer, Astrid Eibelshäuser (Foto: privat)