Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer, und die Wahlkreisabgeordnete Nina Heidt-Sommer informieren sich über hessenweit einmaliges Beratungsangebot am UKGM in Gießen. Auch über den Schutz von Opfern sexualisierter Gewalt wurde gesprochen.
Es ist ein Thema, das mit vielen Tabus belegt ist. Eine Tradition, die bis heute in vielen Weltregionen praktiziert wird, obwohl sie in den meisten Ländern bereits verboten und international als Menschenrechtsverletzung anerkannt ist. Die Leidtragenden sind junge Frauen aus traditionell eingestellten Familien. Die Rede ist von weiblicher Genitalverstümmelung.
Auch in Hessen leben einige dieser Frauen, die noch heute mit den gesundheitlichen Folgen dieser Tradition zu kämpfen haben. Es gibt jedoch deutschlandweit nur wenige Anlaufstellen, die diesen Frauen eine kompetente und spezialisierte Beratung anbieten können. Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) am Standort Gießen ist eine dieser Anlaufstellen. Unter Klinikdirektor Prof. Dr. med. Ivo Meinhold-Heerlein bietet Dr. med. Leonie Ströbele die hessenweit einzige Sprechstunde für betroffene Frauen an. Im geschützten Rahmen werden die Frauen sensibel und fachkundig beraten, Therapiemöglichkeiten besprochen und für komplexere Genitalrekonstruktionen an weitere Spezialisten weiterverwiesen.
Die beiden SPD-Politikerinnen erfuhren, dass ein halber Arbeitstag pro Woche für die Sprechstunde zur Verfügung steht, die Beratung einer einzelnen Patientin aber im Durchschnitt zwei Stunden dauert. Ein Zeitbudget, dass längst nicht ausreichend ist. Um bedarfsdeckend arbeiten zu können, sei eigentlich eine Verdoppelung des Stundenkontingents notwendig.
Daneben kam man im Gespräch auch auf die Situation von Opfern sexualisierter Gewalt zu sprechen, die von der Polizei in die Notaufnahme gebracht werden oder sich selbst vorstellen. Diese müssten mitunter lange im zentralen Wartebereich verweilen, da es an einem separaten Wartebereich für solche Fälle mangele. Die lange Wartezeit selbst sei dem Umstand geschuldet, dass die Behandlung von lebensbedrohlichen Notfällen Vorrang genieße, bei aller Tragik für die Betroffenen. Hier würde sich Meinhold-Heerlein eine spezialisierte ambulante Einrichtung oder aber ein Netzwerk von Frauenärztinnen wünschen, mit denen dann kooperiert werden könne. Dort könnte sich dann nämlich schneller und mit der gebotenen Intensität den Opfern gewidmet werden als dies in einem großen Maximalversorgerhaus wie dem UKGM möglich sei.
Heidt-Sommer und Dr. Sommer versprachen, sich den beiden Themen durch parlamentarische Initiativen anzunehmen und sich für eine Verbesserung der Situation einzusetzen. Sie dankten abschließend Dr. med. Ströbele und Prof. Dr. med. Meinhold-Heerlein sowie dem gesamten Klinikteam für ihre wertvolle Arbeit.