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Nina Heidt-Sommer: Minister Ahnungslos überlässt Berufsorientierung den Schulen

„Die vielen Baustellen im Bildungsbereich überfordern den Kultusminister augenscheinlich. Er überlässt es dem Zufall, ob junge Menschen gut vorbereitet auf Beruf und Leben die Schule verlassen. Kenntnisse über Ausbildungsreife oder die Umsetzung oder sogar Wirksamkeit der Maßnahmen zur Berufsorientierung liegen dem Minister nicht vor oder sind seiner Ansicht nach aufgrund der Komplexität weder ‚valide‘ noch ‚zielführend‘. Wie aus der Antwort auf unsere Kleine Anfrage zur Berufsorientierung an Schulen (Drucks. 20/11421) hervorgeht, herrscht blanke Ahnungslosigkeit bezüglich der schulischen Umsetzung der VOBO,“ erklärte die stellverstretende bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Nina Heidt-Sommer.

Die Qualität der Antworten, die Kultusminister Lorz liefere, sei an Oberflächlichkeit kaum zu überbieten. „In der Antwort auf die simple Frage, ob es an jeder weiterführenden Schule Schulkoordinatorinnen und Schulkoordinatoren für Berufliche Orientierung gibt, also ob sich eine Lehrkraft um die Umsetzung der Verordnung kümmert, heißt es lapidar, dass § 4 der VOBO Schulkoordinatorinnen und Schulkoordinatoren Ansprechpersonen für berufliche Orientierung sind. Das ist ein schlechter Witz“, kritisierte Heidt-Sommer.

Auch die noch simplere Frage nach den zusätzlichen Deputats-Stunden für die Koordinatorinnen und Koordinatoren werde nur ausweichend mit dem Hinweis, dass den Schulämtern 34 volle Stellen zugewiesen werden, beantwortet: „Diese Art der Nicht-Beantwortung ist respektlos gegenüber den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern. Es ist Sinn und Zweck einer Verordnung, dass Maßnahmen umgesetzt werden und die Regierung über das wie und ob informiert ist. Solange ihr keine Informationen über die Ausbildungsreife der Schulabgängerinnen und -abgänger vorliegen, und sie damit letztlich nicht weiß, ob Schülerinnen und Schüler über die BO-Maßnahmen entsprechend auf die Berufsausbildung vorbereitet sind, solange werden auch die Unternehmen weiter argumentieren können, dass viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz erhalten, weil ihnen die Ausbildungsreife fehlt. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Das bringt uns keinen Millimeter weiter.“

Unklar bleibe auch, ob und wie die an den Schulämtern tätigen Ansprechpersonen für berufliche Orientierung bei den unteren Schulaufsichtsbehörden (APBO) die Schulen konkret unterstützen. Bei eventuellem Unterstützungsbedarf würde dies bei Dienstversammlungen thematisiert und Möglichkeiten aufgezeigt werden. „Was sich hinter dieser Formulierung verbirgt, weiß nur das Ministerium. Es wäre wünschenswert, wenn die Schulaufsicht im BO-Bereich Befragungen oder gar Evaluationen durchführen würde. Da das Ministerium es den Schulen quasi vollkommen überlässt, die Aufgabe zu erfüllen, fehlt auch der Überblick, um zentral auf der Basis von Schuldaten steuernd einzugreifen. Das ist unverantwortlich. Dass so kurz vor der Wahl keine direkten Antworten kommen, haben wir erwartet. Es ist aber enttäuschend, wie viel Nicht-Wissen-Wollen in der Antwort steckt. Wir sind daher sehr gespannt auf die Antworten auf den zweiten Teil unserer Anfrage, die noch ausstehen“, so Heidt-Sommer.