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Nina Heidt-Sommer: Lehrkräfte würden Landesregierung die Schulnote 6 geben.

Im April dieses Jahres erhielten Lehrkräfte ein Schreiben des hessischen Kultusministers Lorz mit dem Betreff „Handlungsmöglichkeiten zur Entlastung von Lehrkräften in besonderen Belastungsspitzen durch die Verschiebung der schriftlichen Abiturprüfungen“. Viele Lehrkräfte haben daraufhin Nina Heidt-Sommer, stellvertretende bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, kontaktiert. 

Minister Lorz führe in seinem Brief aus, dass Lehrkräfte während der Korrektur des Abiturs besonderen Belastungen ausgesetzt seien. Die möglichen Entlastungen beschränke Lorz jedoch darauf, dass diese Lehrkräfte nicht zu Vertretungen eingesetzt werden sollen. Außerdem ermögliche er den Schulleiterinnen und Schulleitern, Lehrkräfte von Konferenzen freizustellen. Korrekturtage sehe er aber nur in besonderen Ausnahmefällen vor, er verbiete sie also de facto.

Nina Heidt-Sommer: „Die Worte des Ministers müssen Lehrerinnen und Lehrern wie blanker Hohn vorkommen. Es gibt eine riesige Wut, weil Entlastungsmöglichkeiten durch die Landesregierung erschwert oder gar ausgeschlossen werden. Die Kolleginnen und Kollegen haben Angst, weil sie die Korrekturen des Abiturs parallel zu ihrem Unterricht nicht leisten können. Neben der äußerst umfangreichen Korrektur müssen Lehrkräfte sämtliche schulische Aufgaben weiter leisten. Sie müssen selbstverständlich weiter unterrichten, ihre Pflichten als Klassenlehrkräfte oder als Tutorin oder Tutor wahrnehmen und weitere Arbeiten korrigieren. Das ist so nicht von den Lehrkräften zu leisten. Minister Lorz sieht die Schwierigkeiten, benennt sie, aber leistet keine Abhilfe. Dabei muss Minister Lorz doch selbst wissen, dass Korrekturtage die einzige echte Entlastung für Lehrkräfte während des Abiturs darstellen. Das ist ein skandalöser Umgang mit der Gesundheit der Lehrkräfte.“

Rückmeldungen aus der Praxis offenbarten, dass während der Korrektur der Abiturprüfungen viele Lehrkräfte deutlich mehr als 60 Stunden wöchentlich arbeiteten. Ihnen eine Entlastung durch Korrekturtage vorzuenthalten verstoße gegen alle Arbeitsschutzrichtlinien. „Die Landesregierung hat bis heute nicht verstanden, dass ein Zusammenhang zwischen guten Arbeitsbedingungen und ausreichend vorhandenen Fachkräften besteht. Es ist vorprogrammiert, dass Lehrkräfte krank werden und sich krankmelden müssen, in Wahrheit aber trotz Krankheit weiterarbeiten“, so Heidt-Sommer. 

Die Frage der Korrekturtage werde von Lehrkräften, Gewerkschaften und Verbänden seit Jahren als Problem vorgetragen. Der Hauptpersonalrat Schule fordere seit langem Lösungen. Andere Bundesländer hätten das Problem erkannt und beseitigt. „Die Landesregierung aus CDU und Grünen muss endlich bessere Arbeitsbedingungen schaffen und anständig mit ihren Landesbeschäftigten umgehen. Hessen braucht verbindliche Korrekturtage für Lehrkräfte, die das Landesabitur korrigieren. Das hat auch etwas mit Respekt vor der Arbeit der Lehrkräfte zu tun. Die Lehrkräfte selbst würden wohl der Landesregierung die Schulnote 6 geben“, so Heidt-Sommer.